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Anti-Corona-Maßnahmen: Große Mehrheit hält sich an die Vorgaben

Forscher der Universität Heidelberg und des ZI befragten Bürgerinnen zur Akzeptanz der Beschränkungen und deren Auswirkungen. Dabei spielt auch der Glaube an Verschwörungserzählungen eine Rolle.

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Menschen stehen mit Sicherheitsabstand an, um beim Bäcker einzukaufen.

Abstandhalten beim Einkaufen: Die meisten Menschen akzeptieren die coronabedingten Einschränkungen, wie eine Online-Befragung zeigt. Foto: © Peeradontax – stock.adobe.com

Forscher der Universität Heidelberg und des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim haben Bürgerinnen und Bürger zur Akzeptanz der Beschränkungen und deren Auswirkungen befragt. Dabei zeigt sich, dass die Mehrheit der Befragten mit dem Krisenmanagement der Bundesregierung zufrieden ist. Auf Menschen mit der Tendenz, an Verschwörungserzählungen zu glauben, trifft dies in deutlich geringerem Ausmaß zu. Sie waren unzufriedener mit dem Krisenmanagement und zudem seltener bereit, die Corona-App zu installieren oder sich in Zukunft impfen zu lassen. 

Akzeptanz der Einschnitte groß

Maskenpflicht, Abstandhalten, Kontaktbeschränkungen – der überwiegende Teil der Menschen trägt die coronabedingten Einschränkungen mit. Rund 1.300 Personen haben WissenschaftlerIn¬nen der Universität Heidelberg sowie des ZI in Mannheim online danach befragt, wie sie die Maßnahmen zur Bekämpfung der Covid-19-Pandemie wahrnehmen und damit umgehen. Mehr als 80 Prozent der Befragten gaben an, sich immer oder zumindest meistens an die Vorgaben gehalten zu haben. Auch die Akzeptanz der mit dem Lockdown verbundenen Grundrechtseinschnitte ist groß. Deutlich kritischer fällt jedoch die Abwägung zwischen gesellschaftlichem Nutzen und wirtschaftlichem Schaden aus. Überraschend niedrig scheint die Bereitschaft zu sein, sich impfen zu lassen, sollte ein Impfstoff in Zukunft zur Verfügung stehen. 

Verschwörungsmentalität hat mit Vertrauen zu tun

Interessant – insbesondere aus psychologischer Sicht – ist für die Wissenschaftler der Zusammenhang zwischen der Akzeptanz und Befolgung von Anti-Corona-Maßnahmen und der Tendenz, an Verschwörungserzählungen zu glauben. Je stärker die Verschwörungsmentalität der Befragten ausgeprägt war, desto weniger zufrieden waren sie mit dem Krisenmanagement der Bunderegierung, desto seltener waren sie bereit, die Corona-Warn-App zu installieren oder sich impfen zu lassen, und desto höher schätzten sie auch den wirtschaftlichen Schaden im Verhältnis zum gesellschaftlichen Nutzen ein. Wie Prof. Dr. Peter Kirsch, Leiter der Abteilung Klinische Psychologie am ZI, erläutert, spielt hier auch das interpersonelle Vertrauen eine wichtige Rolle. „Menschen, die eher an Verschwörungserzählungen glauben, sind weniger in der Lage, ihren Mitmenschen zu vertrauen. Und dieses Vertrauen ist ebenfalls mit der Impfbereitschaft oder der Bereitschaft zur Installation der App assoziiert. Die gleichen Zusammenhänge finden wir aber auch mit Blick auf das Vertrauen in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und die Printmedien“, sagt Kirsch. 

Interdisziplinäres Projekt am Marsilius-Kolleg

Die Befragung mit insgesamt 1.351 Teilnehmern – bevölkerungsrepräsentativ nach Geschlecht, Alter und Bildung – wurde mithilfe eines sogenannten Online-Access-Panels durchgeführt und fand zwischen dem 30. Juni und dem 7. Juli 2020 statt. Sie ist Teil eines interdisziplinären Projektes am Marsilius-Kolleg der Universität Heidelberg, das sich dem Thema „Gesellschaftliche Selbstermächtigung“ widmet. Dabei geht es um die Bereitschaft, formelle oder informelle gesellschaftliche Regeln zu missachten, weil sich die betreffende Person aus übergeordneten, insbesondere moralischen Gründen nicht daran gebunden fühlt. Zu Ausmaß, Gründen, Folgen und Maßnahmen forschen neben ZI-Psychologen Prof. Dr. Peter Kirsch auch der Rechtswissenschaftler Prof. Dr. Hanno Kube und der Politikwissenschaftler Prof. Dr. Reimut Zohlnhöfer. 

Welche Faktoren beeinflussen Einhaltung von Regeln?

Nach einer ersten Auswertung der Befragung werden die Wissenschaftler die Daten nun umfassend analysieren. Sie wollen herauszufinden, welche psychologischen und sozialen Faktoren die Bereitschaft beeinflussen, sich an gesellschaftliche und staatliche Regeln zu halten. Die Akzeptanz der Maßnahmen zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie wird dabei auch verglichen mit der Unterstützung und Teilnahme an den Fridays-for-Future-Protesten, zu denen ebenfalls Daten erhoben wurden. Eine detaillierte Zusammenfassung der Ergebnisse der Online-Befragung ist hier abrufbar.



Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) - https://www.zi-mannheim.de