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Fatigue und kognitive Störungen bei Long-Covid

Forschende wollen herausfinden, welche Hirnmechanismen der chronischen Erschöpfung und kognitiven Störungen bei Long-Covid zugrunde liegen. So soll der Weg zu neuen Therapieansätzen ermöglicht werden.

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Eine Frau stützt ihren Kopf mit der Hand auf einem Tisch. Eine chronische Erschöfpung kann auch als Folge einer Covid-19-Erkrankung auftreten.

Eine chronische Erschöpfung kann auch als Folge einer Covid-19-Erkrankung auftreten. Foto: stock.adobe.com © uladzislaulineu

Das chronische Erschöpfungssymptom „Fatigue“ schränkt nicht nur die Lebensqualität von Krebspatientinnen und -patienten sehr stark ein. Fatigue tritt auch häufig als Folge einer überstandenen Covid-19-Infektion auf. Durch Untersuchungen im Rahmen von zwei durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg geförderten Forschungsprojekten wollen ForscherInnen aus mehreren wissenschaftlichen Einrichtungen in Baden-Württemberg neue Erkenntnisse zur Long-Covid und dessen Kernsymptom Fatigue sammeln, um über ein besseres Krankheitsverständnis neue Zielstrukturen für die Therapie von Long-Covid und der damit assoziierten Fatigue ausfindig zu machen.

Für Betroffene hat das ZI bereits 2021 eine Post-Covid-Sprechstunde eingerichtet. Neben der ausführlichen Beratung zu Therapie-Optionen und Hilfsangeboten besteht die Möglichkeit, an Studien zum Post-Covid-Syndrom teilzunehmen.

Diagnostische wie therapeutische Ansätze aufzeigen

Das Kooperationsprojekt „Multimodale Charakterisierung liquorspezifischer Signaturen bei Long-Covid“ ist eines von insgesamt zwölf landesweit geförderten Projekten zur Erforschung von Long-Covid und läuft über einen Zeitraum von zwei Jahren. „Müdigkeit und Erschöpfung mindern die Belastbarkeit sowie die Lebensqualität vieler Long-Covid-Patientinnen und -Patienten. Um Betroffenen möglichst rasch helfen zu können, müssen die zugrundeliegenden Mechanismen dieses Erschöpfungssyndroms erforscht werden. Das neue Kooperationsprojekt hat das Potenzial, diagnostische wie therapeutische Ansätze aufzuzeigen – und letztlich Fatigue-Betroffenen zurück ins Leben zu helfen“, sagt die baden-württembergische Wissenschaftsministerin Petra Olschowski. 

Neue Biomarker und Zielstrukturen für den Nachweis

Fatigue bezeichnet einen dauerhaften, chronischen Erschöpfungszustand infolge einer Erkrankung, der unabhängig von körperlichen oder geistigen Belastungen auftritt und durch Ruhe oder Schlaf kaum gelindert werden kann. Fatigue wird primär mit Krebserkrankungen in Verbindung gebracht, vergleichbare Symptome treten aber auch bei anderen Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Parkinson oder Rheuma – und bei Long-Covid – auf. In diesem Zusammenhang sind auch die Myalgische Enzephalomyelitis / das Chronische Fatigue-Syndrom (ME/CFS) zu nennen.

In dem Kooperationsprojekt bringen die Neurologischen Kliniken der Universitätsmedizin Mannheim (Prof. Dr. Lucas Schirmer) und des Universitätsklinikums Ulm (Prof. Dr. Hayrettin Tumani) sowie die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim (Dr. Claudia Schilling) ihre jeweilige Expertise ein, um die Mechanismen, die der Fatigue bei Long-Covid zugrunde liegen, besser verstehen zu lernen und neue Biomarker und Zielstrukturen für den Nachweis und die Therapie des mit Covid-19 assoziierten Erschöpfungssyndroms zu identifizieren. 

Neuropsychiatrische Beschwerden bei Long-Covid

Das ZI ist bei einem weiteren Sonderförderungsprojekt des Landes zur Erforschung von Long-Covid vertreten. Unter dem Titel „Etablierung objektiver Diagnosemarker und neurobiochemischer In-vivo-Korrelate für Long-Covid mit neuropsychiatrischen Symptomen (NP-Long-Covid)“ möchte das ZI (Prof. Dr. Gabriele Ende und Dr. Claudia Schilling) in Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum Heidelberg (Prof. Dr. Daniela Roesch Ely und Prof. Dr. Brigitte Wildemann) Krankheitsmechanismen von neuropsychiatrischen Symptomen bei Long-Covid erforschen. Das auf zwei Jahre angelegte Forschungsprojekt soll dazu beitragen, die Erkrankung besser zu verstehen und damit in Zukunft besser therapieren zu können. Die Forschenden gehen davon aus, dass eine Entzündungsreaktion des Hirngewebes und eine Störung des neuronalen Energiestoffwechsels bei der Erkrankung eine Rolle spielen könnte. Daher untersucht die Arbeitsgruppe des ZI den Gehirn-Stoffwechsel von PatientInnen mit Long-Covid und eine Kontrollgruppe vollständig Genesener. Dabei kommt eine besondere Form der Magnetresonanztomografie (MRT), die MR-spektroskopische Bildgebung, am ZI zum Einsatz. 

In den Untersuchungen des Heidelberger Forscherteams richtet sich der Blick vor allem auf entzündliche Blut- und Hirnveränderungen. Patientinnen und Patienten, die nach einer Covid-19-Infektion neuropsychiatrische Beschwerden wie zum Beispiel Gedächtnis- und Aufmerksamkeitsstörungen aufweisen, sollen zudem systematisch auf objektivierbare kognitive und auf affektive Beeinträchtigungen untersucht werden.

Beide Projekte werden durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg gefördert.

Post-Covid-Sprechstunde

Betroffene aus Mannheim und der Rhein-Neckar-Region können sich unter der Telefonnummer 0621 1703-2850 in der Post-Covid-Ambulanz des ZI melden. Die Post-Covid-Ambulanz befindet sich in K 3, 21 in Mannheim. Das ZI bietet eine ausführliche klinische Untersuchung, die je nach Beschwerden ergänzt wird durch eine detaillierte neuropsychologische Diagnostik eventueller kognitiver Beschwerden, eine Schlafdiagnostik und eine Blutanalyse. Neben der ausführlichen Beratung zu Therapie-Optionen und Hilfsangeboten besteht die Möglichkeit, an Studien zum Post-Covid-Syndrom teilzunehmen. Derzeit besteht aufgrund des hohen Bedarfs eine längere Wartezeit für Termine. Wir bitten um Verständnis.



Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) - https://www.zi-mannheim.de