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50 Jahre Innovationen für die seelische Gesundheit

Mit einem Festakt im Mannheimer Schloss haben wir unser 50-jähriges Jubiläum gefeiert. Die Wissenschaftsministerin des Landes, der Oberbürgermeister und weitere geladene Gäste haben gratuliert.

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Blick in den Rittersaal des Mannheimer Schlosses

Blick in den Rittersaal des Mannheimer Schlosses während des Festakts. Foto © Nikola Haubner

Ein Gruppenbild der Festrednerinnen und -redner

Prof. Dr. Frauke Melchior, Prof. Dr. Peter Falkai, Petra Olschowski, Andreas-W. Möller, Prof. Dr. Euphrosyne Gouzoulis-Mayfrank, Prof. Dr. Andreas Meyer-Lindenberg, Christian Specht, Prof. Dr. Daniel R. Weinberger, Wolfgang Pföhler (von links nach rechts) Foto © Nikola Haubner

1975 als Modellinstitut für psychiatrische Krankenversorgung und Forschung gegründet, sollte das Zentralinstitut beispielhaft in der Praxis zeigen, wie eine moderne, wohnortnahe Versorgung psychisch erkrankter Menschen gestaltet sein muss und wie moderne psychiatrische Forschung zur Verbesserung der Behandlungsmöglichkeiten beitragen kann. Festredner Professor Dr. Peter Falkai, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Ludwig-Maximilians-Universität und Ärztlicher Leiter des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie in München, spannte einen Bogen von den Reformbestrebungen der 1960er und 1970er Jahre bis in die Gegenwart. Dabei hob er auch die entscheidende Rolle von Prof. Heinz Häfner bei der Gründung des ZI hervor und zeichnete die Entwicklung zu einem multiprofessionell arbeitenden sowie in Forschung, Lehre und Krankenversorgung führenden Instituts nach. „Das ZI hat die Entwicklung der psychiatrisch-psychotherapeutischen Forschung und Krankenversorgung in Deutschland entscheidend mitgestaltet. Und es wird auch in Zukunft maßgeblich daran beteiligt sein, auf Basis innovativer Forschungsleistungen die Prävention und Behandlung psychischer Erkrankungen zu verbessern.“, fasste Falkai zusammen.

Ein hervorragend vernetztes Forschungszentrum

Wissenschaftsministerin Petra Olschowski würdigte die herausragenden Leistungen des ZI: „Das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit steht seit fünf Jahrzehnten für exzellente Arbeit in Forschung, Lehre und Krankenversorgung. In der psychiatrischen Forschung gehört das Institut zu den führenden Einrichtungen Europas. Und auch der Gesundheitsstandort Baden-Württemberg profitiert: ZI-Forschende bringen ihre Expertise insbesondere in unseren Innovationscampus Health + Life Science Alliance ein. Hier bündeln universitäre und außeruniversitäre Einrichtungen der Region Rhein-Neckar ihre Kompetenzen in den Lebens- und Gesundheitswissenschaften. Diese Forschungsergebnisse fließen auch in die weitere Verbesserung der Krankenversorgung ein. Mitten in Mannheim trägt das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit seit 50 Jahren dazu bei, psychische Krankheiten zu entstigmatisieren und Patientinnen sowie Patienten in die Gesellschaft zu integrieren. Meine Anerkennung und mein Dank gelten allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des ZI, die sich jeden Tag für die Forschung, Lehre und Krankenversorgung einsetzen. Zum 50. Jubiläum gratuliere ich sehr herzlich.“

Eine visionäre Entscheidung brachte das ZI nach Mannheim 

Hier knüpfte Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht an. „Es war eine visionäre Entscheidung des damaligen Sozialbürgermeisters Dr. Hans Martini und des damaligen Oberbürgermeisters Dr. Hans Reschke, das ZI als Modellinstitut nach Mannheim zu holen und mitten in der Stadt ein Grundstück zur Verfügung zu stellen“, sagte Specht. Die Entscheidung für die Innenstadt entsprach dem reformpsychiatrischen Konzept: Psychisch erkrankte Menschen sollten dort Hilfe erhalten, wo sie leben.

Dass die fruchtbare Entwicklung bis heute weitergeht, belegt die kontinuierliche Erweiterung des ZI. Auch der aktuelle Neubau in J 4 bietet neue Perspektiven: Es entsteht noch mehr Raum für Behandlung und Lehre. Zugleich wird die Nachbarschaft in der Westlichen Unterstadt durch einen neu gestalteten Vorplatz und 50 neue Bäume auf dem ZI-Campus aufgewertet. Mit Fertigstellung des Neubaus übernimmt das ZI die Vollversorgung für die Mannheimer Bevölkerung. „Das ZI ist Kern eines eng geknüpften Hilfenetzwerks für psychisch erkrankte Menschen in unserer Stadt. Die Vernetzung mit den außerklinischen Angeboten und Institutionen für psychisch Erkrankte ist für die Mannheimer Bürgerinnen und Bürger von großer Bedeutung“, betonte Specht. Wie Olschowski dankte auch Specht dem Vorstand und den über 1.700 Mitarbeitenden des Zentralinstituts für ihr tägliches Engagement.

Eng mit der Universität Heidelberg verbunden

Die lange und erfolgreiche Verbindung zwischen dem ZI und der Universität Heidelberg nahm die Rektorin der Universität, Prof. Dr. Frauke Melchior, in den Blick. „Das starke Zusammenwirken von ZI und Universität Heidelberg über gemeinsame Berufungen, wissenschaftliche Verbundprojekte sowie insbesondere auch die Health + Life Science Alliance Heidelberg-Mannheim führt zu Erfolgen in Forschung, Lehre und Transfer, die weit über die Metropolregion Rhein-Neckar hinaus strahlen“, hob Melchior hervor. Aktuell bilden drei von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Sonderforschungsbereiche wissenschaftliche Brücken zwischen der Universität Heidelberg und dem ZI. Die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler befassen sich unter anderem mit den Ursachen von chronischen Schmerzen, mit Kontrollmechanismen bei Suchterkrankungen sowie mit den biologischen Grundlagen von Aggression bei psychischen Erkrankungen.

Perspektiven, die hoffen lassen

Die Vielfalt der Themen, mit denen sich die neurowissenschaftliche Forschung am ZI heute befasst, wird in einem Magazin deutlich, dass das Zentralinstitut anlässlich seines Jubiläums veröffentlicht hat. So breit das Themenspektrum auch ist und so tief die Forschung in den einzelnen Bereichen bis zu den biologischen Grundlagen psychischer Erkrankungen auch vordringt – immer geht es darum, noch besser zu verstehen, was die Ursachen psychischer Erkrankungen sind, welche Faktoren das Risiko, zu erkranken, aber auch die Fähigkeit, psychisch gesund zu bleiben, beeinflussen. „Was wir erreichen wollen, ist eine Präzisionsmedizin, eine personalisierte Medizin. Jeder psychisch Erkrankte soll individuell bestmöglich behandelt werden“, so formulierte der Vorstandsvorsitzende des ZI, Prof. Dr. Andreas Meyer-Lindenberg, das Ziel aller Bemühungen. Mehr als je zuvor helfen heute moderne Technologien wie Smartphones, Maschinelles Lernen und Künstliche Intelligenz dabei, aufschlussreiche Daten zu erheben und zu analysieren. Er beschreibt eine Perspektive, die hoffen lässt: „In den kommenden Jahren werden wir fundamental neue Erkenntnisse gewinnen und die Therapie psychisch erkrankter Menschen und die psychische Gesundheit insgesamt deutlich verbessern.“

Förderer beschleunigen den Fortschritt

Neben den eingeworbenen Forschungsmitteln und der Förderung durch das Wissenschafts- und das Sozialministerium des Landes Baden-Württemberg erhält das ZI immer wieder großzügige Unterstützung von Stiftungen und philanthropischen Spenderinnen und Spendern, um besonders aufwändige und innovative Projekte in Forschung und Krankenversorgung voranzubringen. Der Kaufmännische Vorstand des ZI, Andreas-W. Möller, dankte allen Unterstützern des Instituts: „Nur mit Hilfe dieser Zuwendungen sind wir in der Lage, bestimmte wegweisende Projekte umzusetzen.“ Möller nannte beispielhaft das Hector Institut für Translationale Hirnforschung, das Hector Institut für Künstliche Intelligenz in der Psychiatrie sowie den jüngst angeschafften 7-Tesla-Magnetresonanztomografen. Er hob unter anderem das Engagement der Stiftungen des Ehepaars Hans-Werner und Josephine Hector, der Klaus Tschira Stiftung, der Beisheim Stiftung und der Dietmar Hopp Stiftung hervor. Auch den Mitgliedern des Fördervereins des Zentralinstituts dankte Möller für ihre wertvolle Begleitung und Unterstützung.

Heinrich-Lanz-Preis für translationale Forschung in der Psychiatrie verliehen

Im Rahmen des Festakts verlieh die Heinrich-Lanz-Stiftung den neuen Heinrich-Lanz-Preis für translationale Forschung in der Medizin. Der Preis zeichnet international angesehene Forscherpersönlichkeiten aus, die sich in besonderer Weise um die Verbindung von Grundlagenforschung und klinischer Anwendung verdient gemacht haben. Der diesjährige Preis wurde für den Bereich der psychischen Gesundheit vergeben.

Den mit 100.000 Euro hoch dotierten Preis erhält der US-amerikanische Psychiater und Neurowissenschaftler Professor Dr. Daniel R. Weinberger. Weinberger hat die Forschung zur Schizophrenie und anderen psychischen Erkrankungen maßgeblich geprägt. Er war einer der Ersten, der die Rolle abweichender Gehirnentwicklung als Risikofaktor für psychiatrische Störungen erkannte und in den Fokus der Forschung rückte. Dabei nutzte er auf innovative Weise bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanztomografie. Weinberger entwickelte zudem eines der ersten hochpräzisen Tiermodelle der Schizophrenie und konnte zeigen, wie genetische Variationen die kognitiven Funktionen und die Gehirnfunktionen des Menschen beeinflussen.

„Was Professor Weinberger besonders auszeichnet, ist seine Fähigkeit, Erkenntnisse aus der klinischen Arbeit in die Grundlagenforschung zu übertragen. Sein Lebenswerk hat dazu beigetragen, neue Diagnose- und Therapieansätze zu entwickeln und damit das Leben vieler Menschen mit psychischen Erkrankungen nachhaltig zu verbessern“, sagte Wolfgang Pföhler, Vorsitzender der Heinrich-Lanz-Stiftung, bei der Preisverleihung.

Wissenschaftliches Symposium mit renommierten internationalen Expertinnen und Experten

Ergänzend zum Festakt fand am Nachmittag ebenfalls im Mannheimer Schloss ein wissenschaftliches Symposium statt. Neben Daniel R. Weinberger referierten weitere international hoch angesehene Expertinnen und Experten zu neuesten Entwicklungen und Fragestellungen der neuropsychiatrischen Forschung. 

Mehr zur Geschichte des ZI unter www.zi-mannheim.de/50-jahre 



Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) - https://www.zi-mannheim.de