EBRAINS (European Brain Research Infrastructures) ist eine digitale Forschungsinfrastruktur der EU, die Neurowissenschaften und Medizin mit Gehirn-inspirierter KI und Computertechnik verbindet. Jetzt wurde der nationale deutsche Knotenpunkt des paneuropäischen Projekts offiziell gegründet. Koordinator von EBRAINS Deutschland ist das Forschungszentrum Jülich, Partner sind die Charité Universitätsmedizin Berlin, die Universität Heidelberg, das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim, das Heidelberger Institut für Theoretische Studien sowie das Bernstein Netzwerk für Computational Neuroscience. Neben Deutschland sind derzeit europaweit in zehn Ländern nationale EBRAINS-Knotenpunkte aktiv oder im Aufbau.
Zusammenarbeit in der Forschung
Die Gründungsinstitutionen und ForscherInnen hinter EBRAINS Deutschland vereint eine starke Expertise in den computergestützten Neurowissenschaften, der klinischen Forschung sowie der Informatik. Sie setzen damit einen bedeutenden Meilenstein in der Förderung der Zusammenarbeit in der Forschung – national wie in Europa. Die Partner bieten eine Plattform für den wissenschaftlichen Austausch sowie einzigartige Werkzeuge für die Neurowissenschaften, für medizinische Anwendungen sowie für die Industrie.
„Für seine Mitglieder bietet EBRAINS Deutschland die Möglichkeit, die Zukunft von EBRAINS aktiv mitzugestalten und passgenaue Lösungen für neue Forschungsansätze gemeinsam mit deutschen und europäischen Partnern zu entwickeln“, sagt Prof. Katrin Amunts, Joint Chief Executive Officer von EBRAINS und Direktorin am Institut für Neurowissenschaften und Medizin des Forschungszentrums Jülich. „Das wird dazu beitragen, dass die digitalen Werkzeuge noch besser für medizinische Anwendungen genutzt werden können und Erkenntnisse über die Struktur und Funktion des Gehirns in innovative Technologien und künstliche Intelligenz eingehen.“
Große Datensätze
Prof. Dr. Andreas Meyer-Lindenberg, Vorstandsvorsitzender des ZI und Ärztlicher Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, sagt anlässlich der Gründung von EBRAINS Deutschland: „Fortschritte in der Behandlung psychischer Erkrankungen erfordern ein tiefgehendes Verständnis der Gehirnfunktion und ihrer Störungen. In diesem Bereich haben wir große Datensätze und Expertise in Analyse und Modellierung aufgebaut, die wir in EBRAINS einbringen wollen. Die vertiefte Zusammenarbeit mit exzellenten Partnerinstitutionen im Rahmen des Deutschen Zentrums für Psychische Gesundheit wird die Wirksamkeit dieser Ansätze noch weiter erhöhen.“
Über EBRAINS
Die EBRAINS-Forschungsinfrastruktur wurde im Rahmen des Human Brain Projekts entwickelt. Sie hat den Status einer internationalen gemeinnützigen Vereinigung nach belgischem Recht mit Sitz in Belgien und steht seit 2019 einer breiten wissenschaftlichen Öffentlichkeit zur Verfügung. Im Jahr 2021 wurde sie für die Roadmap des Europäischen Strategieforums für Forschungsinfrastrukturen (ESFRI) ausgewählt. EBRAINS ist eine frei zugängliche digitale Plattform, in der Wissenschaftler der verschiedensten Disziplinen Daten, Modelle und Software austauschen und nutzen können. EBRAINS bietet eine breite Palette an FAIR-Daten, einen umfassenden Gehirnatlas, Modellierungs- und Simulationswerkzeuge sowie Zugang zu Rechenressourcen auf Supercomputern und neuromorphen Plattformen. Informationen über die verfügbaren Werkzeuge und Dienste im Webportal www.ebrains.eu
EBRAINS 2.0
Für die Weiterentwicklung der EBRAINS-Forschungsinfrastruktur stellt die Europäische Kommission bis einschließlich 2026 insgesamt 38 Millionen Euro zur Verfügung. Das Projekt EBRAINS 2.0 ist im Januar 2024 angelaufen und zielt darauf ab, einen neuen Standard für Hirnatlanten zu etablieren, auf verschiedenen Skalen gewonnene Daten zu verbinden und sogenannte „Digital Twin“-Ansätze durch Modellierung und Simulation voranzutreiben. Mit dem Schwerpunkt auf der Entwicklung von Werkzeugen, Modellen und Workflows erleichtert EBRAINS die Erforschung von Gehirnorganisation, Krankheitsmechanismen und Biomarkern. Die offene Plattform unterstützt die Entwicklung von computergestützten Krankheitsmodellen und fördert die Zusammenarbeit, Vielfalt der Zugänge und Integration in den Neurowissenschaften. Das übergeordnete Ziel ist es, das Verständnis der Struktur und Funktion des Gehirns zu vertiefen, um Fortschritte in der Gehirnmedizin und neuroinspirierten Technologie zu erzielen. Am Projekt sind 59 Partnereinrichtungen aus 16 europäischen Ländern beteiligt.