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Geschichte

„Sie sollten wissen, dass die allerorts in Bewegung geratene Psychiatrie erwartungsvoll nach Mannheim blickt.“

Reformpsychiater Caspar Kulenkampff, September 1976


„Das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit ist eine für die psychiatrische Forschung der Bundesrepublik Deutschland unentbehrliche Einrichtung. [...] Das Institut ist von gesamtstaatlichem wissenschaftspolitischem Interesse und von überregionaler Bedeutung.“

Stellungnahme des Wissenschaftsrats, 4. Juli 1980

Zur Geschichte des ZI

Von den 1930er- bis zu den 1960er-Jahren

1933: Am 14. Juli wurde von den Nationalsozialisten das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses" erlassen. In den folgenden Jahren wurden insgesamt fast 400.000 Männer und Frauen zwangssterilisiert, wobei über 6.000 Menschen zu Tode kamen. Zu den Opfern zählten, neben vielen weiteren Opfergruppen, auch psychisch Erkrankte.

1940/41: In Folge der „Aktion T4“, benannt nach der Berliner Bürozentrale in der Tiergartenstraße 4, wurden ca. 70.000 Menschen umgebracht, die geistige oder körperliche Behinderungen hatten oder psychisch erkrankt waren.

1950er: Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges befand sich die psychiatrische Forschung in Deutschland sowie die psychiatrische Krankenversorgung in einer schweren Krise, da das Vertrauen der Bevölkerung durch die „Euthanasie“ im Nationalsozialismus, zu der auch die Tötung psychisch Erkrankter zählte, tief erschüttert worden war. Zudem herrschte ein deutlicher Mangel an qualifizierten Ärzten und Pflegekräften, die Zustände in psychiatrischen Großkrankenhäusern waren für Patienten unzumutbar und es fehlten erforderliche Einrichtungen zu Therapie und Nachsorge.

1960er: Es gab erste Initiativen, eine umfangreiche Psychiatriereform anzuregen, welche die psychiatrische Forschung in Deutschland wieder aufbauen und die psychiatrische Krankenversorgung modernisieren sollte. Zunächst waren dies nur einzelne lokale Reformbemühungen. Landesweite Bemühungen um die dringend notwendige Reform der Versorgung psychisch Kranker folgten erst später, knapp 15 bis 20 Jahre nachdem dies in Großbritannien oder den USA der Fall war.

Die 1960er-Jahre

1963: Mit der vorbereitenden Planung eines „Modellinstituts für sozialpsychiatrische Forschung und Therapie“ wurde begonnen. Heinz Häfner stellte hierzu am 12. Dezember einen Antrag auf Errichtung einer „Abteilung für Sozialpsychiatrie und Rehabilitation“ an der Psychiatrischen Klinik der Universität Heidelberg.

1964: Am 16. Juli konnte Häfner, gemeinsam mit den beiden Heidelberger Psychiatern Walter Ritter von Baeyer und Karl Peter Kisker, im Bonner Gesundheitsministerium der Bundesministerin Elisabeth Schwarzhaupt erstmals die Pläne für eine Psychiatriereform in Deutschland vorstellen. Auch der Vorschlag eines Modellinstituts, den Häfner bereits seit den 1950er-Jahren verfolgt hatte, wurde der Ministerin vorgetragen.

1965: Häfners Denkschrift „Dringliche Reformen in der psychiatrischen Krankenversorgung der Bundesrepublik“ wurde veröffentlicht, einer der ersten Schritte zu einer deutschlandweiten Psychiatriereform. Am 1. Juli wurde  der „Verein zur Errichtung und Förderung eines Modellinstituts für sozialpsychiatrische Therapie und Forschung“ in Heidelberg gegründet. Im gleichen Jahr genehmigte das Kultusministerium Baden-Württemberg die Errichtung der von Häfner beantragten „Abteilung für Sozialpsychiatrie und Rehabilitation“ in Heidelberg.Von Baeyer stellte Häfner daraufhin zwei Pavillions sowie Personalstellen seiner eigenen Klinik in Heidelberg als Abteilung für Sozialpsychiatrie und Rehabilitation zur Verfügung, deren Ausbau zu einer funktionsfähigen sozialpsychiatrischen Einheit in Krankenversorgung, Forschung und Lehre fortgesetzt und 1967 vollendet wurde. Zugleich diente dies als erste Vorstufe für den Aufbau des ZI.

1966: Nachdem der Oberbürgermeister der Stadt Heidelberg kein Grundstück für den Bau des Instituts in Aussicht stellen konnte, einigte sich der Verein auf den Standort Mannheim. Ein entsprechendes Grundstück war am 3. November 1965 von Mannheims Oberbürgermeister Hans Reschke in Aussicht gestellt worden. Im gleichen Jahr gewährte die Stiftung Volkswagenwerk dem Verein Mittel für die Planung des Instituts in Höhe von 120.000 DM, aufgrund eines Bescheids vom 14. Juli 1965. Der Baden-Württembergische Landtag beschloss am 27. Oktober das Projekt zu fördern. Im gleichen Jahr unternahmen Häfner und von Baeyer mehrere Besichtigungsreisen in die USA, Kanada und Großbritannien, um Anregungen für die weitere Planung zu gewinnen und Beratungskontakte aufzubauen.

1967: Vom 10. bis 24. April besuchten Häfner und Reschke gemeinsam mit dem Mannheimer Bürgermeister für Sozial- und Gesundheitswesen, Hans Martini, und einem Architektenteam das Psychiatric Department der Yale University und das Yale Connecticut County Mental Health Center in New Haven (USA), um weitere Anregungen für die Bau- und Organisationsplanung des ZI zu erhalten. Die Institution mit ihrer Kombination von anspruchsvoller Forschung und moderner Krankenversorgung in zentraler städtischer Lage diente als Vorbild für das Mannheimer Institut. Am 1. Juni des Jahres legte Häfner dem Wissenschaftsrat einen neuen Entwurf für das zukünftige Institut im Namen des ZI-Vereins vor. Am 9. April 1968 erfolgte der Antrag des Landes Baden-Württemberg auf Begutachtung der Pläne zur Errichtung des Deutschen Instituts für Seelische Gesundheit.

1968:  Am 6. Februar wurde eine Vereinbarung getroffen, die es Häfner erlaubte, für eine Übergangzeit seine Aufgaben als zukünftiger Odinarius für Psychiatrie am Klinikum Mannheim von Heidelberg auszufüllen. Mit Beschluss vom 25. März wurde Häfner als Lehrstuhlinhaber für Psychiatrie an die Fakultät für Klinische Medizin Mannheim berufen und konnte dort ab 1. April eine Ambulanz und einen psychiatrisch-psychotherapeutischen Konsiliardienst einrichten. Auch beteiligte sich die Abteilung am 24-stündigen Notfalldienst. Mit dem Lehrstuhl war zugleich die Leitung des „Deutsches Institut für seelische Gesundheit“ verbunden, dessen Errichtung in Mannheim vom „Verein zur Errichtung und Förderung eines Modellinstituts für sozialpsychiatrische Therapie und Forschung e.V." betrieben wurde. Damit war in Mannheim ein zweites Zentrum der Sozialpsychiatrischen Klinik, zunächst ohne Betten, entstanden. Bis 1974 konnte stationär und teilstationär nur in den Räumlichkeiten der Heidelberger Abteilung für Sozialpsychiatrie und Rehabilitation behandelt werden.

1969: In seiner Stellungnahme vom 10. Mai sprach der Wissenschaftsrat eine „dringende Empfehlung“ zur Errichtung des Modellinstituts aus. Noch im selben Jahr konnte die Finanzierung der Institutsplanung sichergestellt werden, als am 7. November in der Kuratoriumssitzung der Stiftung Volkswagenwerk einstimmig beschlossen wurde, einen Betrag in Höhe von 7,55 Millionen DM als „Starthilfe zur Vorbereitung und Errichtung eines Modellinstituts für seelische Gesundheit“ zur Verfügung zu stellen. Schließlich wurde am 10. November 1971 bei einem Gespräch u.a. mit Vertretern vom Bund und dem Land Baden-Württemberg im Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft entschieden, dass der Bund zwei Drittel der restlichen Baukosten übernehmen sollte, das Land Baden-Württemberg übernahm das verbleibende Drittel.

Die 1970er-Jahre

1971: Der Sitz des „Vereins zur Errichtung und Förderung eines Modellinstituts für sozialpsychiatrische Therapie und Forschung“ wurde von Heidelberg nach Mannheim verlegt. Gleichzeitig erfolgte eine Umbenennung in „Verein – Zentralinstitut für Seelische Gesundheit“. Bereits zum 1. Januar des Jahres war dem Verein der Besitz für das ZI-Baugrundstück in J 4 und J 5 von der Stadt Mannheim eingeräumt worden. Im gleichen Jahr beschloss der Bundestag  einstimmig, eine „Sachverständigenkommission zur Erarbeitung der Enquête über die Lage der Psychiatrie in der Bundesrepublik" einzusetzen. Den Vorsitz hatte Caspar Kulenkampff inne, Heinz Häfner fungierte als stellvertretender Vorsitzender.

1972: Mit einem Kabinettsbeschluss vom 8. Februar wurde die Finanzierung der laufenden Kosten des Instituts durch das Land Baden-Württemberg sichergestellt. Nachdem das Kultusministerium am 30. März die Baufreigabe für das Institut erteilt hatte, konnte noch im gleichen Jahr in der Mannheimer Innenstadt mit dem Bau des ZI durch den Verein begonnen werden. Bereits zu diesem frühen Zeitpunkt bewilligte die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) der Sozialpsychiatrischen Klinik unter der Sprecherschaft Häfners am 21. Juni einen ersten Sonderforschungsbereich. Die Förderung des SFB 116 „Psychiatrische Epidemiologie“ begann am 1. Januar 1973 und lief bis Ende 1985.

1974: Ab Anfang Januar zog Häfner mit der Abteilung für Sozialpsychiatrie und Rehabilitation von Heidelberg in die Städtischen Krankenhausanstalten Mannheim um. Hier wurden hierfür zunächst drei Stationen eingerichtet, die dann im September 1975 schließlich in den ZI-Neubau verlegt werden konnten.

1975: Im gleichen Jahr, in dem die Enquête-Kommission ihren Bericht zur Lage der Psychiatrie in Deutschland dem Deutschen Bundestag vorlegte, konnte nach über zehnjähriger Vorbereitungszeit das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit als Stiftung des öffentlichen Rechts gegründet werden. Grundlage war der Beschluss der Landesregierung Baden-Württemberg vom 8. April. Die Satzung wurde am 23. Mai im Gesetzesblatt des Landes veröffentlicht und trat am Folgetag in Kraft. Die Bauaufgabe für das ZI ging damit vom Verein auf die Stiftung über, zu deren Beauftragten Hans Martini am 4. Juni ernannt worden war. Aufgrund des Verwaltungsratsbeschlusses vom 26. Juni wurde Heinz Häfner zum Direktor des ZI bestellt. Am 25. September konnte die Psychiatrische Klinik offiziell eröffnet werden. Ab dem Wintersemester 1975/76 wurde der Psychiatrieunterricht für Medizinstudenten vollständig vom Klinikum in das ZI verlagert.

1976: Im Januar und Februar eröffneten die Psychosomatische Klinik sowie die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie. Ab dem Schuljahr 1976/77 wurde eine Klinikschule als Sonderschule in Schulträgerschaft der Stadt errichtet. Mit einem Festakt am 17. September 1976 wurde das ZI unter Beteiligung der Bundesgesundheitsministerin Katharina Focke, des Kultusministers von Baden-Württemberg, Wilhelm Hahn, des Oberbürgermeisters der Stadt Mannheim, Ludwig Ratzel, des Dekans der Yale Medical School, Fritz Redlich, offiziell eingeweiht. Caspar Kulenkampff, Vorsitzender der Enquête-Kommission, hielt eine feierliche Ansprache. Die schrittweise Inbetriebnahme des Instituts konnte am 1. April 1977 abgeschlossen werden.

Von den 1980er- bis zu den 1990er-Jahren

1980: Das ZI wurde von der Weltgesundheitsorganisation zum „WHO-Collaborating Centre for Training and Research“ bestellt.

1987: Zum 1. Januar wurde mit Sprecherschaft und Koordination am ZI ein zweiter Sonderforschungsbereich von der DFG bewilligt. Der SFB 258 „Indikatoren und Risikomodelle für Entstehung und Verlauf psychiatrischer Störungen“ wurde bis Ende 1998 gefördert.

1989: Im Dezember fand erstmals die Akademie-Woche „Psyche, Seelische Gesundheit und ihre Gefährdung“ statt. Hieraus entwickelte sich eine jährliche Veranstaltungsreihe, die vom ZI in Kooperation mit der Mannheimer Abendakademie veranstaltet wird.

1994: Zum 1. Oktober wurde der erste Direktor des ZI und Vorstand der Stiftung ZI emeritiert. Am gleichen Tag wurde Fritz A. Henn vom Verwaltungsrat als neuer Direktor des ZI bestellt. Gleichzeitig übernahm er den Lehrstuhl für Psychiatrie an der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg und die Direktion der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am ZI.

1995: Nach langen Vorbereitungen und schwierigen Finanzierungsverhandlungen begann Mitte des Jahres die zweite Bauphase des Instituts mit dem Bau des Forschungs- und Verwaltungsgebäudes in Nordbereich des Quadrats J 4, das 1997 bezogen werden konnte. Die freigewordenen Räume im Krankenhaustrakt konnten zur dringend erforderlichen Erweiterung der Bettenkapazität für Psychogeriatrische Patienten instand gesetzt werden.

Seit 2000

2004: Die DFG bewilligte zum 1. Januar die Förderung eines dritten Sonderforschungsbereichs am ZI, den SFB 636 „Lernen, Gedächtnis und Plastizität des Gehirns: Implikationen für die Psychopathologie". Im selben Jahr wurde das Laborgebäude als Neubau im Nordbereich des Quadrats J 5 fertiggestellt.

2005: Am 1. Juli trat eine geänderte Stiftungssatzung in Kraft. Die Aufsicht über die Stiftung führte früher das Kultusministerium, heute ist das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst zuständig.Unter anderem wurde eine neue Leitungsstruktur für das ZI etabliert, in der ein aus zwei Personen bestehender Vorstand die Stiftung gemeinschaftlich leitet und die laufenden Geschäfte führt. Ebenfalls in diesem Jahr konnte das Suchtzentrum mit Suchttagesklinik im Nordostbereich von J 4 eröffnet werden.

2006: Katrin Erk wurde zum Kaufmännischen Vorstand bestellt.

2007: Im Jahr 2007 wurde Andreas Meyer-Lindenberg vom Aufsichtsrat der Stiftung bestellt. Er ist Ärztlicher Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie und Vorstandsvorsitzender des ZI. Im selben Jahr konnte die tiefgreifende Sanierung des Therapiegebäudes abgeschlossen werden.

2011: Das ZI und das Psychiatrische Zentrum Nordbaden (PZN) unterzeichneten am 27. Januar einen Kooperationsvertrag, als Grundstein einer zukünftigen Zusammenarbeit in Bereichen wie Patientenversorgung, Wissenschaft und Administration. Im gleichen Jahr fand auf Einladung des Sozialministeriums ein Planungsgespräch zum Thema „Psychiatrische Vollversorgung der Stadt Mannheim" statt, die in Zukunft durch das ZI gewährleistet werden soll.

2012: Auf Grundlage der Empfehlung des Wissenschaftsrates zur Förderung von Forschungsbauten vom 25. Mai wurde in der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) am 29. Juni entschieden, das Zentrum für Innovative Psychiatrie- und Psychotherapieforschung (ZIPP) als Erweiterung des ZI in die Förderung aufzunehmen. 

2020: Dr. Matthias Janta wurde zum Kaufmännischen Vorstand bestellt.

Zur Geschichte der ZI-Tagesklinik für Psychiatrie

Von 1963 bis heute

1963: Für die „Abteilung für Sozialpsychiatrie und Rehabilitation" an der Psychiatrischen Klinik der Universität Heidelberg, deren Errichtung Heinz Häfner am 12. Dezember des Jahres beantragt hatte, war auch eine Tagesklinik vorgesehen. Diese sollte eine Nachsorge in der Nähe zu den Arbeits- und Wohnorten der psychisch Erkrankten gewährleisten.

1965: Am 15. Oktober konnte in Heidelberg für die Tagesklinik eine Villa am Schlossberg angekauft werden.

1967: Unter Lore Schacht als Ärztlicher Leiterin wurde die Tagesklinik am 11. Januar eröffnet. Von Beginn an standen zwanzig Behandlungsplätze zur Verfügung. Aufgenommen wurden akut Erkrankte, die keine vollstationäre Behandlung benötigten, und Patienten, die eine Nachbehandlung wahrnahmen oder bei der sozialen Wiedereingliederung unterstützt werden sollten. Mit einem Festakt am 3. Mai wurde die Tagesklinik offiziell eingeweiht.

1982: Die Tagesklinik konnte von Heidelberg nach Mannheim verlegt werden. In der Villa Hecht im Quadrat L 10, 1 werden seit dieser Zeit auf 20 Therapieplätzen Patienten mit affektiven und schizophrenen Psychosen behandelt.

Das Wirken des Ehepaares Hecht in Mannheim

Die ZI-Tagesklinik befindet sich heute im ehemaligen Wohnhaus der jüdischen Handelsfamilie Hecht. Die Jugendstil-Villa wurde 1892 von den Schwetzinger Architekten Jelmoli und Blatt erbaut. Die schmiedeeisernen Arbeiten stammen vom Kunstschmied Josef Neuser, der auch das Pariser Tor des Universitätsklinikums Mannheim schuf.

Felix Hecht (1847-1909) war Bankier und Kaufmann. Seine Ehefrau Helene Hecht, geb. Bamberger (1854-1940), unterhielt einen der größten kulturellen Salons in Mannheim, in dem der Komponist Johannes Brahms ein häufiger Gast war. Im Jahr 1899 beteiligte sich das Ehepaar Hecht an der Gründung der Hochschule für Musik. Knapp ein Jahr nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, am 22. Oktober 1940, wurde die 86-jährige Helene Hecht in das Internierungslager Gurs deportiert und starb vermutlich noch während des Transports nach Südfrankreich.

Zum Gedenken an Helene Hecht und ihre Förderung von Kunst und Kultur vergibt die Stadt Mannheim alle zwei Jahre den mit 3.000 Euro dotierten Helene-Hecht-Preis.

Die Gründer des ZI

Heinz Häfner, Prof. em., Dr. med., Dr. phil., Dr. h.c. mult., wurde 1926 in München geboren und war von 1975 bis zu seiner Emeritierung am 01. Oktober 1994 Vorstand der Stiftung ZI und Institutsdirektor. Nach dem Studium der Medizin, Psychologie und Philosophie in München und Assistentenjahren in Tübingen und München kam er 1958 nach Heidelberg. Im Jahr 1967 erhielt er den Ruf auf den Lehrstuhl für Psychiatrie an der Fakultät für Klinische Medizin Mannheim der Universität Heidelberg.

Häfner war stellvertretender Vorsitzender der Sachverständigenkommission Psychiatrie des Bundes, er beriet das Land Baden-Württemberg und andere Länder im Rahmen der Psychiatriereform.

Bis 2008 beriet er als Experte für Mental Health die Weltgesundheitsorganisation (WHO), war Mitglied des Präsidiums des Wissenschaftsrats und war als Gutachter für nationale und internationale Forschungsförderungseinrichtungen tätig. Seit 1983 war er Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse und seit 1994 des Großen Verdienstkreuzes des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Er hat viele nationale und internationale wissenschaftliche Preise erhalten und war Mitglied der Nationalen Akademie der Leopoldina, der Heidelberger Akademie der Wissenschaften und anderer nationaler und internationaler Institutionen.

Am 30. Mai 2022 ist Heinz Häfner im Alter von 96 Jahren an seinem Wohnort in Heidelberg verstorben. 

Hans Martini, Dr. jur., Dr. med. h.c., wurde1927 in Ludwigshafen geboren und war von 1961 bis 1981 als Bürgermeister der Stadt Mannheim zuständig für das Sozial- und Gesundheitswesen. In dieser Funktion wirkte der Jurist maßgeblich an der Gründung der Mannheimer Medizinischen Fakultät sowie an Gründung des ZI mit. Sein langjähriges Engagement als Stiftungsbeauftragter (bis 1978), Mitglied des Verwaltungsrats (bis 1999) und Vorsitzender des Fördervereins für das ZI (bis Ende 2012) prägte dessen Entwicklung nachhaltig mit.

Für sein Engagement wurde Martini mehrfach geehrt, so wurde er Jahr 1979 zum Ehrensenator der Universität Heidelberg ernannt und im Jahr 2000 verlieh ihm die Stadt Mannheim den Ehrenring der Stadt. Er ist zudem Träger der ihm gewidmeten Dr. Hans Martini-Medaille, welche seit 2008 jährlich an Persönlichkeiten verliehen wird, die sich um die Medizinische Fakultät Mannheim verdient gemacht haben. Im Jahr 2012 erhielt er darüber hinaus die Würde eines Doktors der Medizin ehrenhalber. Bis zu seinem 90. Geburtstag war Martini Mitglied im Aufsichtsrat des ZI, zuletzt in beratender Funktion, und blieb dem Institut auch darüber hinaus eng verbunden. Am 19. Juni 2021 ist Hans Martini im Alter von 93 Jahren verstorben.

Die Direktoren und Vorstände des ZI

JahrDirektor | Vorstand
1975 bis 1994Prof. em. Dr. Dr. h.c. mult. Heinz Häfner
1994 bis 2006Prof. em. Dr. Dr. Fritz Henn
2006 bis 2019

Katrin Erk (Kaufmännischer Vorstand)

seit 2007

Prof. Dr. Andreas Meyer-Lindenberg (Vorstandsvorsitzender)

2019Andreas-W. Möller (Kaufmännischer Vorstand)
2019 bis 2023Dr. Matthias Janta (Kaufmännischer Vorstand)
seit 2024Andreas-W. Möller (Kaufmännischer Vorstand)

Emeriti

Prof. em. Dr. med. Dr. phil. Dr. h. c. mult. Heinz Häfner wurde 1926 in München geboren und war von 1975 bis zu seiner Emeritierung am 1. Oktober 1994 Vorstand der Stiftung ZI und Institutsdirektor. Nach dem Studium der Medizin, Psychologie und Philosophie in München und Assistentenjahren in Tübingen und München kam er 1958 nach Heidelberg. Im Jahr 1967 erhielt er den Ruf auf den Lehrstuhl für Psychiatrie an der Fakultät für Klinische Medizin Mannheim der Universität Heidelberg.

Häfner war stellvertretender Vorsitzender der Sachverständigenkommission Psychiatrie des Bundes, er beriet das Land Baden-Württemberg und andere Länder im Rahmen der Psychiatriereform.

Bis 2008 beriet er als Experte für Mental Health die Weltgesundheitsorganisation (WHO), war Mitglied des Präsidiums des Wissenschaftsrats und ist bis heute als Gutachter für nationale und internationale Forschungsförderungseinrichtungen tätig. Seit 1983 war er Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse und seit 1994 des Großen Verdienstkreuzes des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Er hat viele nationale und internationale wissenschaftliche Preise erhalten und war Mitglied der Nationalen Akademie der Leopoldina, der Heidelberger Akademie der Wissenschaften und anderer nationaler und internationaler Institutionen.

Am 30. Mai 2022 ist Heinz Häfner im Alter von 96 Jahren an seinem Wohnort in Heidelberg verstorben. 

Prof. em. Dr. Dr. Fritz A. Henn war von Oktober 1994 bis März 2006 Direktor des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit, Ärztlicher Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am ZI und Lehrstuhlinhaber für das Fach Psychiatrie an der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg.

Professor Henn, am 26. März 1941 in Alden im US-Staat Pennsylvania geboren, studierte zuerst Biologie, dann Medizin und leitete anschließend mehrere psychiatrische Kliniken und Forschungseinrichtungen in den USA. Nach seiner fast zwölfjährigen Zeit als Direktor des ZI ging er 2006 in den Ruhestand,  setzte seine wissenschaftlichen Aktivitäten in den USA jedoch am Brookhaven National Laboratory und am Cold Spring Harbour Laboratory (beide New York) fort, um sich weiterhin seinem Forschungsschwerpunkt, der Depression, zu widmen. Mittlerweile hat er sich von seinen beruflichen Aktivitäten weitestgehend zurückgezogen. Seine Tätigkeit als Gutachter für Forschungsprojekte verbindet ihn jedoch noch immer mit Deutschland und führt ihn häufig über den großen Teich. Unter seiner Leitung fand am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) in den neunziger Jahren ein Paradigmenwechsel im Forschungsbereich statt. Stand zu Beginn die Erforschung der Epidemiologie und Ätiologie psychischer Erkrankungen sowie deren Behandlungsmöglichkeiten im Fokus, ermöglichten nun neu entwickelte Methoden und Techniken innovative Ansätze. Das ZI hat diese Entwicklung frühzeitig aufgegriffen und neue Forschungsbereiche wie die Molekularbiologie, die Bildgebung, die Suchtforschung und die Neuropsychologie in sein Forschungsspektrum aufgenommen sowie die interdisziplinäre Forschung innerhalb des ZI verstärkt.

Auch die Verbindung zu seiner alten Wirkungsstätte ist nie abgerissen; er steht regelmäßig in Kontakt zu Kolleginnen und Kollegen, hält sich über den Fortschritt auf dem Laufenden und macht sich so oft wie möglich vor Ort ein Bild über die Entwicklungen des ZI.

Prof. em. Dr. med. Karl F. Mann, emeritierter Ordinarius für Suchtforschung und Ärztlicher Direktor der Klinik für Abhängiges Verhalten und Suchtmedizin am ZI, wurde im September 2016 von der Universität Heidelberg zum Seniorprofessor ernannt. Damit ist Professor Mann der erste Emeritus des ZI und der Medizinischen Fakultät Mannheim, dem diese Ehrung zu Teil wird. Die Universität Heidelberg vergibt den Ehrentitel Seniorprofessor an „ausgezeichnete Forscher und akademische Lehrer“. Mit der damit verbundenen Ausstattung wird Professor Mann bis 2021 weiter im Bereich der Suchtmedizin forschen und publizieren können.

Mann studierte Medizin in Mainz, Innsbruck und Wien. Die Ausbildung zum Psychiater/Psychotherapeuten und Neurologen erfolgte in Paris, Mainz und Tübingen mit Habilitation in Tübingen. Er wurde 1999 an das ZI berufen und übernahm den deutschlandweit ersten Lehrstuhl für Suchtforschung an der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg. Bis zu seiner Emeritierung 2014 war er Ärztlicher Direktor der damals neu gegründeten Klinik für Abhängiges Verhalten und Suchtmedizin am ZI. Von 2006 bis 2014 war er ebenfalls stellvertretender Direktor des ZI. Nach dem Ausscheiden von Prof. Henn 2006 übernahm er für neun Monate die kommissarische Leitung des Instituts.

Forschungsschwerpunkte von Professor Mann sind Entstehung und Folgen von süchtigem Verhalten (insbesondere Alkohol, Nikotin, Glücksspiel- und „Internetsucht“). Er war Sprecher mehrerer vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderter Forschungsverbünde in denen u.a. neue Ansätze zur individualisierten Therapie von Suchtkranken („Precision Medicine“) erprobt wurden. Für seine Publikationen erhielt er nationale und internationale Forschungspreise. Professor Mann war Präsident des Weltkongresses für Alkoholforschung in Heidelberg/Mannheim im Jahr 2004 und Gründungspräsident der European Federation of Addiction Societies (EUFAS: www.eufas.net). Im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) und der Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie (DG-Sucht) leitete er die Entwicklung und Aktualisierung Evidenz basierter, sogenannter S3-Leitlinien, für Alkohol- und Tabakbezogene Störungen. Professor Mann wurde zum Berater der Weltgesundheitsorganisation WHO berufen und ist seit 2011 Mitglied der WHO-Arbeitsgruppe zur Entwicklung und Erprobung der International Classification of Diseases (ICD-11).

Prof. em. Dr. Dr. med. Heinz Schepank, ehemaliger Ärztlicher Direktor der Psychosomatischen Klinik am ZI und emeritierter Lehrstuhlinhaber für Psychosomatische Medizin und Psychoanalyse an der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg.

Heinz Schepank ist in Berlin geboren und aufgewachsen. Er studierte Psychologie und Medizin an der Freien Universität Berlin und an der Universität Würzburg. Nach Beendigung des Medizinstudiums erfolgte 1954 die Promotion. Von 1960 bis 1970 war er als Arzt, Dozent und schließlich als Lehranalytiker und Leiter der Abteilung für Kinder und Jugendliche am renommierten Zentralinstitut für Psychogene Erkrankungen der AOK Berlin tätig. 1970 ging er als Leitender Oberarzt an die Psychosomatische Universitätsklinik Heidelberg und habilitierte sich dort 1971. Am 01.01.1975 folgte die Berufung auf den Lehrstuhl für Psycho­somatische Medizin und Psychoanalyse an der Medizinischen Fakultät Mannheim. Am 27.11.1975 bestellte ihn der damalige Verwaltungsrat des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit zum Ärztlichen Direktor der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapeutische Medizin. In der Folgezeit hat Professor Schepank mit großer Energie und Umsicht die Klinik aufgebaut und zu einer Modelleinrichtung entwickelt, die in seinem Fachgebiet auch heute noch als vorbildlich angesehen wird.

Von seinen umfangreichen Forschungsinteressen ist besonders die große Studie über Zwillinge hervorzuheben. Mit ihr leistete er einen wichtigen Beitrag zur Einschätzung der Bedeutung genetischer Faktoren bei psychogenen Erkrankungen. Heinz Schepank hat die Zwillingspaare über viele Jahre begleitet und erhielt damit Daten über jahrzehntelange Entwicklungsgänge. Mit Engagement und großem organisatorischem Geschick sind auch seine Untersuchungen zur Epidemiologie psychogener Erkrankungen durchgeführt worden. Mit diesem Projekt hat er entscheidende versorgungspolitische Anstöße gegeben und zur Etablierung des Faches Psychotherapeutische Medizin in Deutschland maßgeblich beigetragen. Es ist ihm bei seiner Forschungsarbeit immer gelungen, seine psychoanalytische Sichtweise mit der Nüchternheit empirischer Forschung in Einklang zu bringen. Mit seinen Forschungsaktivitäten hat sich Professor Schepank im In– und Ausland Anerkennung erworben.

Prof. em. Dr. Dr. Martin H. Schmidt, ehemaliger Ärztlicher Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) und stellvertretende Direktor des ZI.

1937 in Bautzen geboren, studierte Prof. Schmidt Medizin und Psychologie an den Universitäten Köln und Bonn und promovierte 1965 zum Dr. med. und 1970 zum Dr. rer. nat. Von der  Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg auf das Ordinariat für Kinder- und Jugendpsychiatrie berufen, wurde er am 1. September 1975 Ärztlicher Direktor der neu errichteten Kinder- und Jugendpsychiatrischen Klinik am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit. Als Klinikleiter, Forscher und stellvertretender Institutsdirektor hat er wesentlich zum Aufbau der Forschungsexzellenz des ZI beigetragen.

Auch nach seiner Emeritierung zum 1. April 2006 ist er am ZI weiterhin sowohl wissenschaftlich als auch als forensischer Experte im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie tätig. Ein Schwerpunkt seiner Forschungsarbeiten sind Verlaufsuntersuchungen von seelischen Erkrankungen des Kindes- und Jugendalters sowie epidemiologische Untersuchungen wie die „Mannheimer Risikokinder-Studie“, die seit vielen Jahren mehrere Hundert Mannheimer Kinder auf die Entstehung und den Verlauf psychischer Störungen hin untersucht. Ergebnisse seiner Forschungen sind in zahlreichen nationalen und internationalen Publikationen nachzulesen und haben das Verständnis für psychische Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter bedeutend erweitert. Als Verfasser diverser Beiträge in Fachzeitschriften – teilweise in Zusammenarbeit mit seiner Tochter, PD Dr. med. Judith Sinzig, Chefärztin der Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie der LVR-Klinik Bonn – ist er auch in 2012 weiter aktiv.

Schmidt engagiert sich seit vielen Jahren in diversen Fachvertretungen. 1984 wurde er zum Vorsitzenden der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie e.V. (DGKJP), dessen Ehrenvorsitzender er mittlerweile ist. Zeit seines Wirkens bildet die Erarbeitung von Leitlinien zur Behandlung kinder- und jugendpsychiatrischer Erkrankungen einen Schwerpunkt seines Engagements.  

Weitere Informationen

Mehr zu den Hintergründen des ZI

Heinz Häfner und Hans Martini: Das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit. Gründungsgeschichte und Gegenwart. München, C. H. Beck, 2011



Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) - https://www.zi-mannheim.de