1950er Jahre
Vertrauensverlust und beklagenswerte Zustände
Bis in die 1920er Jahre hinein hatten die deutschsprachigen Länder in der psychiatrischen, psychotherapeutischen und psychosomatischen Forschung eine führende Rolle inne. Nach dem Ende der nationalsozialistischen Diktatur und des Zweiten Weltkriegs befanden sich sowohl die psychiatrische Forschung als auch die Krankenversorgung in Deutschland in einer schweren Krise. Das Vertrauen der Bevölkerung war durch die Ermordungen als „lebensunwert“ erachteter Menschen, zu denen auch psychisch Erkrankte zählten, tief erschüttert worden. Die Versorgung erkrankter Menschen erfolgte nach wie vor in großen Krankenhäusern außerhalb der Städte und war oft mehr Verwahrung als Behandlung. Es gab kaum wirksame Medikamente, wenig Psychotherapien und ambulante Versorgung. Menschen mit psychischen Erkrankungen blieben oft lange ohne Behandlung in ihrem Lebensumfeld, so dass ihre Leiden chronisch wurden. Es herrschte ein großer Mangel an qualifizierten Ärzten und Pflegekräften. Die Zustände in den psychiatrischen Großkrankenhäusern mit ihren Bettensälen waren oft unzumutbar. Viele Betroffene blieben jahrelang in den Anstalten.
Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) - https://www.zi-mannheim.de