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Psychedelika in Psychiatrie und Psychotherapie

Psychedelische Substanzen wie Psilocybin, LSD und DMT werden seit einigen Jahren wissenschaftlich neu bewertet. Unter kontrollierten Bedingungen, eingebettet in Psychotherapie und begleitet von erfahrenen Therapeutinnen und Therapeuten, zeigen diese Substanzen in ersten Studien vielversprechende Ergebnisse – etwa bei Depressionen, Angst- oder Abhängigkeitserkrankungen.

Am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit verfolgen wir diese Entwicklungen mit großer Aufmerksamkeit und beteiligen uns intensiv an der Forschung. Auf dieser Seite informieren wir über das therapeutische Potenzial, mögliche Chancen und Risiken sowie über unsere eigenen Studienangebote im Bereich Psychedelika.

Therapeutisches Potenzial von Psychedelika

Psychedelika sind Substanzen, die das Bewusstsein, die Wahrnehmung und das Denken tiefgreifend verändern können. Zu den klassischen Psychedelika zählen Psilocybin, Lysergsäurediethylamid (LSD) oder Dimethyltryptamin (DMT). Seit den 2000er Jahren erlebt die Forschung mit Psychedelika eine Renaissance.  Zahlreiche klinische Studien zur Behandlung von verschiedenen psychiatrischen Erkrankungen, zum Beispiel Depressionen, Generalisierte Angststörung (GAS) oder Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), sind seitdem durchgeführt worden. Die bisherigen Ergebnisse zur Sicherheit und Wirksamkeit dieser Substanzen sind vielversprechend. Die Therapie mit Psychedelika erfolgt dabei immer in Kombination mit Psychotherapie, das heißt die Substanzgaben erfolgen in Begleitung von Therapeutinnen und Therapeuten und sind eingebettet in psychotherapeutische Gesprächssitzungen zur Vor- und Nachbereitung. Der genaue Ablauf der Therapie hängt immer von der jeweiligen Studie ab und ist im sogenannten Prüfplan der  Studie festgelegt.

Wichtig: Psychedelika werden ausschließlich im Rahmen kontrollierter klinischer Studien oder im Arzneimittel-Härtefallprogramm eingesetzt. Der nicht-medizinische Gebrauch birgt erhebliche Risiken für psychische Gesundheit und soziale Stabilität.

Risiken und Kontraindikatoren

Trotz ihres potenziellen Nutzens sind Psychedelika kein Allheilmittel. Sie können bei unsachgemäßem Gebrauch akute Angstzustände, psychotische Episoden und in Einzelfällen Langzeitfolgen wie anhaltende Wahrnehmungsveränderungen auslösen. Personen mit psychiatrischen Vorerkrankungen – insbesondere einer Neigung zu Psychosen – sollten von der Einnahme unbedingt absehen. Am ZI klären wir jeweils im Vorfeld ab, ob eine Studienteilnahme bei Ihnen möglich ist. 

Psilocybin bei therapieresistenter Depression

Am weitesten fortgeschritten ist die klinische Erforschung von Psilocybin bei depressiven Erkrankungen, auch bei sogenannten therapieresistenten Depressionen. Eine der aktuellsten und größten Studien zur Behandlung von therapieresistenten unipolaren Depressionen mit Psilocybin wurde von Juni 2021 bis Dezember 2024 federführend am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Kooperation mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin und der MIND Foundation durchgeführt – die sogenannte EPIsoDE-Studie. Die Ergebnisse zeigen eine gute Wirksamkeit und Sicherheit einer hohen Dosis (25 mg) Psilocybin mit begleitender Psychotherapie. Zum Studienende nach zwölf Wochen – nachdem Teilnehmende entweder eine oder zwei hohe Dosen Psilocybin im Abstand von sechs Wochen erhalten hatten – zeigten etwa 30 Prozent ein Ansprechen auf die Behandlung. Das bedeutet, dass der Wert,gemessen auf einer gängigen Depressionsskala, um mindestens 50 Prozent zurückgegangen ist. Die Hauptergebnisse der Studie werden aktuell von einem renommierten wissenschaftlichen Fachjournal begutachtet.

Unter der Voraussetzung, dass die Ergebnisse aktuell laufender Phase-3-Studien positiv ausfallen, ist mit einer Zulassung von Psilocybin bei Depressionen in Deutschland in den kommenden drei bis fünf Jahren zu rechnen, in den USA wahrscheinlich schon früher. 

Behandlungsmöglichkeiten in Deutschland und am ZI

Eine Behandlung mit einem klassischen Psychedelikum, wie beispielsweise Psilocybin, ist in Deutschland aktuell grundsätzlich nur im Rahmen von behördlich genehmigten klinischen Studien durch universitäre Einrichtungen oder pharmazeutische Unternehmen erlaubt. Die Substanzen unterliegen dem Betäubungsmittelgesetz (BtMG) und sind außerhalb medizinisch-wissenschaftlicher Kontexte illegal.  

Aktuelle Studien mit einem klassischen Psychedelikum am ZI

  • Lysergsäurediethylamid (LSD)-D-Tartrat (MM120) zur Behandlung der Generalisierten Angststörung
    Status: Rekrutierung von StudienteilnehmerInnen gestartet
     
  • Deuteriertes Psilocin (CYB003) zur Behandlung einer Major Depression (Psilocin entsteht im Körper aus Psilocybin)
    Status: In Vorbereitung, Rekrutierungsstart voraussichtlich in Q1/26

Kontakt zur Teilnahme an Studien

Sollten Sie Interesse an einer Studienteilnahme haben, melden Sie sich bitte mit Zustimmung zur Speicherung Ihrer Daten und unter Angabe Ihrer vollständigen Kontaktinformationen bei: 

E-Mail psychedelika-studien(at)zi-mannheim.de

Arzneimittel-Härtefallprogramm (Compassionate Use) zur Behandlung mit Psilocybin

Seit dem 11. Juli 2025 ist die Behandlung mit Psilocybin bei einer therapieresistenten Depression in Ausnahmefällen im Rahmen des Arzneimittel-Härtefallprogramms (auch Compassionate-Use-Programm) am ZI in Mannheim sowie in der OVID-Tagesklinik in Berlin unter der Leitung von Prof. Dr. Gerhard Gründer möglich.

Ein Arzneimittel-Härtefallprogramm ermöglicht die Anwendung von noch nicht zugelassenen Medikamenten bei Patientinnen und Patienten, die

  1. unter schweren oder lebensbedrohlichen Erkrankungen leiden,
  2. für die es keine zufriedenstellende Behandlung mit zugelassenen Medikamenten gibt, und
  3. für die eine Teilnahme an einer klinischen Studie mit dem Medikament nicht möglich ist.

Wichtig: Diese Programme sind zeitlich begrenzt und werden unter streng regulierten Bedingungen durchgeführt.

Die Behandlung mit Psilocybin im Rahmen des Arzneimittel-Härtefallprogramms am ZI erfolgt ausschließlich stationär. Zusätzliche ambulante Termine dienen der Prüfung der Eignungsvoraussetzung sowie der therapeutischen Vor- und Nachbereitung. Im Rahmen der Therapie wird Psilocybin (in der Regel 25 mg) in Einzeldosen in Kombination mit begleitender Psychotherapie verwendet. Ziel ist es, rigide Denkmuster zu lösen, neue Einsichten, Perspektiven und Verhaltensweisen zu fördern und die depressive Symptomatik zu verbessern.

Das Behandlungsteam greift dabei auf Erfahrungen aus klinischen Studien mit Psilocybin und anderen psychedelischen Substanzen zurück. Auf dieser Grundlage wurden spezifische Sicherheitsprotokolle und Behandlungsrichtlinien entwickelt, um die bestmögliche Versorgung und Behandlung zu gewährleisten.

Kontakt zur Behandlung über Compassionate Use

Sollten Sie Interesse an einer Behandlung am ZI im Rahmen des Compassionate-Use- Programms haben und glauben, die Eignungsvoraussetzungen zu erfüllen, melden Sie sich bitte mit Zustimmung zur Speicherung Ihrer Daten und unter Angabe Ihrer vollständigen Kontaktinformationen bei 

E-Mail: psychedelika-studien(at)zi-mannheim.de

Informationen zu Psilocybin, LSD und DMT

Zu den bekanntesten psychedelischen Substanzen zählen Psilocybin (enthalten in sogenannten Zauberpilzen, Lysergsäurediethylamid (LSD) und Dimethyltryptamin (DMT). Diese Stoffe gehören zu einer Gruppe halluzinogener Substanzen, die auf bestimmte Neurotransmittersysteme – insbesondere das serotonerge System – wirken.

Wirkweise im Gehirn

Psychedelika wirken im Gehirn vor allem über den 5-HT2A-Serotoninrezeptor. Sie führen potenziell zu veränderten Bewusstseinszuständen, die mit intensiven Sinneseindrücken, Veränderungen des Zeitempfindens und tiefgreifenden emotionalen Erfahrungen einhergehen können. Neurowissenschaftliche Studien zeigen, dass psychedelische Substanzen die Verbindung zwischen verschiedenen Hirnarealen verstärken und gewohnte Muster der Informationsverarbeitung vorübergehend aufheben können.

Psilocybin

Psilocybin ist ein psychoaktiver Wirkstoff, der in der Natur in bestimmten Pilzarten vorkommt. Für klinische Studien wird die Substanz mit dem Wirkstoff allerdings in einem Labor hergestellt oder aus dem Pilz extrahiert. Im Körper wird Psilocybin zu Psilocin umgewandelt, das die eigentliche pharmakologische Wirkung entfaltet. In kontrollierten klinischen Studien wird Psilocybin derzeit unter anderem bei therapieresistenter Depression, Angst- und Suchterkrankungen untersucht.

LSD 

LSD (Lysergsäurediethylamid) ist ein halbsynthetisches Alkaloid, das in extrem geringen Dosen (Mikrogramm-Bereich) hochwirksam ist. LSD wurde erstmals 1938 synthetisiert und erlangte in den 1960er Jahren Bekanntheit als bewusstseinsverändernde Substanz. Auch für LSD gibt es neuere Forschungsansätze, die eine mögliche therapeutische Anwendung, zum Beispiel bei Generalisierter Angststörung oder bei Angst vor dem Sterben bei Krebserkrankungen untersuchen.

DMT 

DMT (Dimethyltryptamin) ist ein stark wirksames Psychedelikum, das natürlicherweise in Pflanzen und auch im menschlichen Körper vorkommt. Es ist Hauptbestandteil traditioneller schamanischer Zubereitungen wie Ayahuasca. DMT führt zu besonders intensiven, oft als transzendent beschriebenen Erlebnissen. Die Wirkung setzt schnell ein und hält nur kurz an (meist 15 bis 30 Minuten). Auch DMT ist Gegenstand moderner psychotherapeutischer Forschung, etwa im Bereich therapieresistenter Depressionen.

Weitere Informationen

Abteilung Molekulares Neuroimaging

Leitung: Prof. Dr. Gerhard Gründer

Mehr erfahren

Compassionate Use Programm

Hier erhalten Sie weiterführende Informationen zum Arzneimittel-Härtefallprogramm (Compassionate Use) zur Behandlung mit Psilocybin.

E-Mail psychedelika-studien(at)zi-mannheim.de

Kontakt


Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) - https://www.zi-mannheim.de