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Ersthelfer-Kurse in der Ukraine

Das ZI beteiligt sich an einem Kliniknetzwerk, das die psychosoziale Unterstützung der Menschen in der Ukraine verbessern will. Dazu wurden Ersthelfer für psychische Gesundheit ausgebildet.

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Eine Frau hält unterstützend ihre Hand an die Schulter eines Mannes, auf dem Tisch steht eine Box mit Taschentüchern.

Ersthelfer-Kurse für psychische Gesundheit in der Ukraine sollen dazu beitragen, dass Menschen in ihrem Umfeld bei Krisen und psychischen Problemen kompetent unterstützen können. Foto: stock.adobe.com © pressmaster

Der Krieg in der Ukraine hat die medizinische Grundversorgung im Land stark beeinträchtigt. Durch Ungewissheit in Krisensituationen und Sorgen um die Familie nehmen psychische Erkrankungen, wie beispielsweise Angststörungen, Depressionen und Psychosen, zu. Der Bedarf an Unterstützung in der Ukraine im Bereich psychische Gesundheit, Notfallversorgung und Traumatologie ist daher enorm. Um die psychosoziale Unterstützung der Menschen zu verbessern, ist im vergangenen Frühjahr ein Netzwerk aus 34 Kliniken in der Ukraine und in Deutschland unter dem Namen Solomiya (ukrainisch für Frieden) gestartet. Das Netzwerk bringt Kliniken in Deutschland und der Ukraine partnerschaftlich zusammen. Auch das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) ist Teil des Netzwerks, das von der Charité – Universitätsmedizin Berlin koordiniert wird. 

Fachpersonal schulen

Das ZI hat im Zuge von Solomiya begonnen, Ersthelfer-Kurse für psychische Gesundheit in der Ukraine zu ermöglichen. Dabei geht es darum, die Kompetenz von Fachpersonal im Umgang mit Menschen in Krisensituationen, einschließlich Menschen mit psychischen Problemen, zu stärken. Zu den Teilnehmenden gehören beispielsweise HausärztInnen, Rettungskräfte, Freiwillige und Angestellte des öffentlichen Dienstes. Sie bekommen in mehreren Kurseinheiten Wissen über psychische Erkrankungen vermittelt und üben in Rollenspielen den Umgang mit Betroffenen. Geplant ist, die Reichweite dieser Online-Workshops durch das „Train-the-Trainer“ Prinzip auszuweiten. Dadurch können Ärztinnen und Psychologen in der Ukraine befähigt werden, selbst Ersthelfer-Kurse für psychische Gesundheit anzubieten. „Wir helfen den von Krieg und Flucht betroffenen Menschen, die Situation leichter verarbeiten und bewältigen zu können“, sagt Katheryna Guzenko, PhD, Psychiaterin aus der Ukraine, die die Online-Kurse für das Fachpersonal durchführt. 

Ziel des Solomiya-Netzwerks ist es, die Bereiche psychische Gesundheit, Notfallversorgung und Traumatologie zu stärken sowie mit dringend benötigten Medikamenten zu unterstützen. Das gesamte Projekt wird mit 6,2 Millionen Euro vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördert und von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) umgesetzt. Koordiniert wird das Netzwerk von der Charité – Universitätsmedizin Berlin. 

Medizinische Hilfsgüter geliefert

In rund einem Jahr konnten über das Netzwerk Medikamente und medizinische Hilfsgüter geliefert und damit seit Mai 2022 mehr als 20.000 PatientInnen versorgt werden. Über Online-Workshops und Apps wurde den KollegInnen Wissen zur psychologischen Ersthilfe, der Betreuung von Personal, zur Burnout-Prävention, zu Resilienztrainings von Gesundheitspersonal sowie der psychischen Gesundheit von Müttern weitergegeben. Zudem wurden eine Online-Sprechstunde etabliert und digitale Infrastruktur geschaffen; hierzu gehört unter anderem der Chatbot „Friend“, der bisher mehr als 100.000 NutzerInnen unterstützen konnte. Darüber hinaus entwickelt das Team spezifische Trainings für Führungskräfte im ukrainischen Gesundheitswesen und Apps für PatientInnen mit chronischen Stress- und Schlafstörungen.

Das ZI ist auch bei der ersten Healthcare Partnership Conference Ukraine/Germany, die am 4. Juli 2023 in Berlin stattfindet, vertreten. Dr. Alexander Moldavski, Arzt und wissenschaftlicher Mitarbeiter am ZI, diskutiert unter anderem im Panel zu psychischer Gesundheit und Trauma.

Über Solomiya 

Solomiya ist ein großes, deutsch-ukrainisches Netzwerk, das anfänglich als Partnerschaft zwischen der Charité, dem Ministerium für Gesundheit der Ukraine, dem Ministerium für Veteranenangelegenheiten der Ukraine, der Bogomolez Nationalen Medizinischen Universität, der Charkiw Nationalen Medizinischen Universität, dem Institut für psychische Gesundheit der Katholischen Universität Lviv und dem ukrainischen Institut für kognitive Verhaltenstherapie Lviv gestartet ist. Das Netzwerk entwickelt sich kontinuierlich und umfassend anhand der aktuellen Bedarfe in der Ukraine weiter. Die Klinikpartner arbeiten in den Bereichen psychische Gesundheit, Traumatologie und Notfallmedizin zusammen. Sie bauen eine dynamische und bedarfsgerechte Plattform auf, von der sowohl PatientInnen als auch Gesundheitsfachkräfte profitieren. Aktuell sind auf deutscher Seite neben dem Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim folgende Kliniken beteiligt: die Charité (Koordination), die BG Kliniken und die Ludwig-Maximillians-Universität München. Des Weiteren engagiert sich die Universität St. Gallen in dem Netzwerk.



Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) - https://www.zi-mannheim.de