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3R-Zentrum Rhein-Neckar: den Tierschutz weiter stärken

Das 3R-Zentrum Rhein-Neckar wird vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg weiterhin gefördert. Ein Anlass für Ministerin Petra Olschowski, das ZI zu besuchen.

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Ministerin Olschowski mit dem Team des 3R-Zentrums Rhein-Neckar

Das ZI koordiniert das 3R-Zentrum Rhein-Neckar. Die weiteren Partner sind die Universitätsmedizin Mannheim und die Universität Heidelberg. Gemeinsam wollen sie die Anzahl der Tierversuche reduzieren, die Belastungen von Versuchstieren verringern und eine hohe Datenqualität sicherstellen. Foto: Marina Terechov

Das 2021 etablierte 3R-Zentrum Rhein-Neckar engagiert sich für den Tierschutz in der Forschung. Nun wird die Förderung durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg verstetigt. Ein Anlass für Ministerin Petra Olschowski, das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim zu besuchen. Das ZI koordiniert das 3R-Zentrum Rhein-Neckar, weitere Partner sind die Universitätsmedizin Mannheim und die Universität Heidelberg. Gemeinsam wollen sie die Anzahl der Tierversuche reduzieren, die Belastungen von Versuchstieren verringern und eine hohe Datenqualität sicherstellen.

Das international anerkannte 3R-Prinzip (Replace, Reduce, Refine – Vermeiden, Verringern, Verbessern) beschreibt Grundsätze für die Forschung mit Tieren. Erstens sollen Tierversuche möglichst durch geeignete Alternativen ersetzt werden (Replace). Ist dies nicht möglich, so gilt es zweitens, die Anzahl an Tierversuchen auf ein möglichst geringes Maß zu reduzieren (Reduce). Drittens sollen durch die Optimierung von wissenschaftlichen Methoden und Messverfahren, die sorgfältige Auswahl von Tiermodellen und die artgerechte Haltung die Bedingungen für die Versuchstiere so weit wie möglich verbessert werden (Refine).

Mehr Tierschutz und bessere Forschung gehören zusammen

In Baden-Württemberg und der Region Rhein-Neckar existieren zahlreiche Standorte der biomedizinischen Forschung, an denen auch Tierversuche durchgeführt werden. Der Tierschutz hat dabei eine wichtige Bedeutung. Das 3R-Zentrum Rhein-Neckar unterstützt Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dabei, das 3R-Prinzip in ihren Forschungsvorhaben anzuwenden. Die Gründung des 3R-Zentrums Rhein-Neckar unter der Leitung des ZI vor drei Jahren wurde vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg gefördert. Als Ergebnis einer 2023 durchgeführten Zwischenevaluation der 3R-Initiative wird das Land das 3R-Zentrum Rhein-Neckar ab 2025 verstetigen. Dies kündigte die baden-württembergische Wissenschaftsministerin Petra Olschowski an, während sie sich am ZI über aktuelle Entwicklungen informierte. 

„Das 3R-Netzwerk leistet einen zentralen Beitrag dazu, den Tierschutz in Forschung und Lehre zu verbessern. Mehr Tierschutz und bessere Forschung sind keine Gegensätze – ganz im Gegenteil: Die Aktivitäten des 3R-Netzwerks zeigen, dass beides zusammengehört“, sagt Wissenschaftsministerin Petra Olschowski. „Mit unserem 3R-Netzwerk Baden-Württemberg wollen wir aktiv dazu beitragen, die Entwicklung und Anwendung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden zum Tierversuch voranzubringen und die notwendigen Tierversuche in der baden-württembergischen Forschung zu verbessern und den bestmöglichen Schutz von Versuchstieren sicherzustellen“, so Ministerin Olschowski. „Um die Komplexität des Gehirns bei gesunden Menschen und psychisch erkrankten Patienten besser zu verstehen, sind Tierversuche nach wie vor unverzichtbar. Wir arbeiten auch mit Hochdruck an Alternativmethoden wie zum Beispiel durch Stammzellen, die jetzt schon wertvolle Ergebnisse liefern. Es wird jedoch, wenn überhaupt, noch Jahrzehnte dauern, bis wir auf Tierversuche verzichten können“, sagt der Vorstandsvorsitzende des ZI, Prof. Dr. Andreas Meyer-Lindenberg.

Ein Qualitätssystem für gute Forschungspraxis und solide Daten

Die drei Netzwerkpartner gaben während des Besuchs Einblicke in ihre tierexperimentelle Forschung und stellten Maßnahmen vor, die das Tierwohl bei notwendigen Tierversuchen verbessern. Das 3R-Zentrum Rhein-Neckar ist eine wichtige Anlaufstelle für Forschende, um das Design neuer Experimente zu entwickeln, Know-how auszutauschen und Trainings zu den 3R-Prinzipien zu besuchen. Ein Schwerpunkt der Arbeit ist die Umsetzung der Forschung mit Blick auf gute Forschungspraxis und solide Daten. Dafür werden die bestehenden 3R-Prinzipien zu 6R erweitert. Die drei zusätzlichen Prinzipien sind Registrierung, Robustheit und Reporting. „Die ursprünglichen 3R decken nicht alle Aspekte des Tierwohls nach heutigem Stand ab. Deshalb implementieren wir systematische Ansätze, die darüber hinausgehen und bauen ein Qualitätssystem für Forschungsdaten auf“, sagt Dr. Marcus Meinhardt, Koordinator des 3R-Zentrums Rhein-Neckar und Wissenschaftler am Institut für Psychopharmakologie am ZI. 

Das präklinische Qualitätssystem EQIPD (Enhancing Quality In Preclinical Data) verbessert die Validität unserer Forschungsergebnisse und führt zu einer verbesserten Übertragbarkeit auf den Menschen. Zudem werden neuere Methoden zur Datenintegrität, zum Studiendesign und zur Standardisierung von Prozessen etabliert. „Mehrere Arbeitsgruppen am ZI, die tierexperimentell forschen, streben bereits eine EQIPD-Zertifizierung an, um als Leuchtturmprojekte voranzugehen. So wollen wir gemeinsam mit unseren Partnern erreichen, dass sich weitere Forschungseinrichtungen in Baden-Württemberg und darüber hinaus diesem Qualitätssystem anschließen“, sagt Prof. Dr. Rainer Spanagel, Wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Psychopharmakologie am ZI und einer der Initiatoren des 3R-Zentrums Rhein-Neckar. 

Daten mit alternativen Ansätzen gewinnen

Um Tierversuche weiter zu reduzieren, unterstützt das 3R-Zentrum darüber hinaus Forschungsprojekte, die Daten mithilfe alternativer Ansätze gewinnen. Dazu zählen etwa Labortests an Zellsystemen und Organoiden (In-vitro-Ansätze) sowie Versuche mithilfe von Computermodellen und -simulationen beziehungsweise mithilfe des Abrufs von bereits erhobenen Daten aus speziellen Datenbanken (In-silico-Ansätze). Solche Big-Data-Ansätze bergen im Bereich der präklinischen Neurowissenschaften großes Potenzial für den Tierschutz in der Forschung. 

Beteiligt am 3R-Zentrum Rhein-Neckar sind das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, die Interfakultäre Biomedizinische Forschungseinrichtung (IBF) an der Universität Heidelberg und die Universitätsmedizin Mannheim.
 



Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) - https://www.zi-mannheim.de