Weltweit sind Schätzungen zufolge 108 Millionen Menschen alkoholabhängig, und fast 40 Millionen haben eine Abhängigkeit von illegalen Drogen. Im Jahr 2019 starben weltweit 168.000 Menschen an Alkoholmissbrauch und dieser war ein Risikofaktor für weitere 2,44 Millionen Todesfälle. Illegale Drogen führten im selben Jahr zu über 128.000 Todesfällen. Dies unterstreicht die dringende Notwendigkeit innovativer Ansätze zur Suchtprävention und -behandlung. Um dabei zu helfen, neue Technologien und Methoden zu entwickeln und einzuführen, unterstützt die US-amerikanische Stiftung Wellcome LEAP innovative Forschungsprojekte mit insgesamt 50 Millionen US-Dollar. Als deutschlandweit einziges Projekt wird auch ein Forschungsvorhaben am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit unter der Leitung von Prof. Dr. Sabine Vollstädt-Klein, Leiterin der Arbeitsgruppe Neuroimaging abhängigen Verhaltens am ZI, sowie Dr. Sarah Gerhardt, wissenschaftliche Mitarbeiterin und Psychologische Psychotherapeutin an der Klinik für Abhängiges Verhalten und Suchtmedizin am ZI, wird von der Stiftung gefördert.
Neuronale Aktivität im Gehirn modulieren
Im Projekt werden PatientInnen mit verschiedenen Abhängigkeitserkrankungen untersucht und während ihres stationären Aufenthaltes zusätzlich mit transkranieller Gleichstromstimulation (tDCS) behandelt. Dabei werden Elektroden an der Kopfhaut befestigt, die dann schwache elektrische Ströme abgeben. Das Verfahren ist nebenwirkungsarm und hat zum Ziel, die neuronale Aktivität im Gehirn zu modulieren. „Bei PatientInnen mit Abhängigkeitserkrankungen erhoffen wir uns, dass durch diese Modulation des Gehirns impulsives Verhalten besser gehemmt werden kann, was zur Abstinenz beiträgt. Wir untersuchen also, ob sich tDCS positiv auf diese Impulshemmung und den Therapieerfolg auswirkt und messen außerdem Hirnstrommuster, um zu verstehen, wie diese Effekte zustandekommen“, verdeutlicht Sabine Vollstädt-Klein. Zugelassen ist das Verfahren beispielsweise schon bei Depression. Ein Vorteil ist, dass tDCS vergleichsweise einfach anzuwenden ist und von PatientInnen daher auch zu Hause selbständig genutzt werden kann.
Wellcome LEAP gehört zur Stiftung Wellcome Trust. Die LEAP-Förderprogramme wurden im Jahr 2020 vom Wellcome Trust als gemeinnützige US-amerikanische Non-Profit-Organisation mit einer Anfangsfinanzierung von 300 Millionen US-Dollar gegründet und zielen auf komplexe Herausforderungen im Bereich der menschlichen Gesundheit ab, mit dem Ziel, bahnbrechende wissenschaftliche und technologische Lösungen zu fördern.